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„Werden heuer 12.000-Einwohner-Marke reißen“ - Hallbergmoos braucht bis 2035 enorm viele Betreuungsplätze

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Der eklatante Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung macht sich auch in Hallbergmoos bemerkbar. Symbolbild: dpa
Der eklatante Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung macht sich auch in Hallbergmoos bemerkbar. Symbolbild © Uwe Anspach

Hallbergmoos wächst enorm - wie sehr, zeigt nun eine detaillierte Studie. Klar ist: Kinderbetreuungsplätze werden dringend benötigt.

Hallbergmoos – Gäbe es nicht einen eklatanten Fachkräftemangel, die Gemeinde Hallbergmoos wäre in Sachen Kinderbetreuung gut aufgestellt: Es gibt zwölf Kindertageseinrichtungen (Krippen, Kindergärten, Hort), die die Kommune mit jährlich 6,2 Millionen Euro (mit-)finanziert. Wie sich die Betreuungssituation in Kitas und Schule bis 2035 entwickelt, wurde nun in einer Studie ermittelt. Das Ergebnis: Der Bedarf wird massiv steigen.

Einwohnerwachstum erheblich über bayerischem Durchschnitt

Fabian Boettcher (CIMA Institut für Regionalwirtschaft GmbH) war online in der Gemeinderatssitzung zugeschaltet, um die Ergebnisse der detaillierten Studie zu erläutern. Basis der Bedarfsermittlung sind die Einwohnerstatistik, Bevölkerungsprognosen, die aktuelle Auslastung und eine Elternumfrage. Das Einwohnerwachstum, so sein Fazit, liegt mit 20 Prozent erheblich über dem bayerischen Durchschnitt (sechs Prozent). Bis 2035 geht er von einem Anstieg von 43 Prozent aus. In den betreuungsrelevanten Gruppen liegen Kinder unter drei Jahren sogar bei plus 77 Prozent, von drei bis sechs Jahren bei plus 43 Prozent. „Das ist massiv viel“, so Böttcher.

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Die aktuelle Betreuungslandschaft ist vom Fachkräftemangel gekennzeichnet: Von 204 vorhandenen Krippenplätzen können 59 aktuell wegen Personalmangels nicht belegt werden. Von 479 Kindergarten-Plätzen sind 24 deshalb nicht vergeben. In den drei Horten sind 38 von 307 Plätzen mangels Personals frei (Stand: 1. September 2022). Der Experte geht davon aus, dass bis 2030 im Krippenbereich ein zusätzlicher Bedarf von 101 Plätzen entsteht. Im Kindergartenbereich rechnet man bis 2030 mit einem Mehrbedarf von 87 Plätzen (plus 24,1 Prozent), bis 2035 sogar bis zu 35,6 Prozent (128 Kinder). Weil, wie die Nachfrage von Wolfgang Reiland (Einigkeit) ergab, Familien mit kleineren Kindern eher ihren Wohnort ändern als solche mit Schulkindern. Weil die Kindergärten bereits jetzt ausgelastet sind, empfiehlt sich eine zeitnahe Schaffung (bis 2027) von weiteren Kindergartenplätzen. Im Schulbereich wird bis 2030 eine Steigerung von etwa 4,1 Prozent (20 Kinder) prognostiziert, bis 2035 ist mit einem weiteren Anstieg von 24,2 Prozent (119 Kinder) zu rechnen. Bis 2035 rechnet man insgesamt mit 656 Grundschulkindern (aktuell: 458).

Da ab 2026 ein Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung von Grundschülern gilt, wird eine Aufstockung von Hort- und Mittagsbetreuungsplätzen empfohlen. „Die Prognose für 2035 hat etwas von dem Blick in die Glaskugel. Was ich Positives heraushöre: Wir haben aktuell noch etwas Luft“, kommentierte Bürgermeister Josef Niedermair die Ergebnisse. Um den Fachkräftemangel zu begegnen, habe die Kommune „alles Erdenkliche getan“. „Jetzt ist die Regierung gefordert, gegebenenfalls auch Personal ohne pädagogische Ausbildung zuzulassen.“

Ältere Bevölkerung nicht aus den Augen verlieren

„Die Zahlen sind gut und wichtig, um vor die Welle zu kommen“, urteilte Stefan Kronner (SPD). Positiv aufgenommen wurde der Vorschlag von Sabina Brosch (Grüne), die demografische Entwicklung und die Bedürfnisse der älter werdenden Bevölkerung nicht aus den Augen zu verlieren. „Eine Studie wäre auch in diesem Bereich sinnvoll.“ Tanja Knieler (CSU) befürwortete dies ausdrücklich und regte eine Seniorenbefragung an. Über die Unterstützung freute sich Seniorenreferentin Christiane Oldenburg-Balden: Sie will sich darum kümmern. Nachverdichtung, Baugebietsausweisungen und Zuzug zu bremsen, wie es in der Debatte angeklungen war, hielt Knieler indes für kein probates Mittel: „Damit erhitzt man den angespannten Wohnungsmarkt noch zusätzlich.“

Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Fraktionen, Verwaltung und Schulleitung wird nun auf Basis der Studie ein örtliches Bedarfskonzept erarbeiten.

Zum 1. April lebten 11.938 Menschen in Hallbergmoos

Die neuesten Zahlen aus dem Einwohnermeldeamt hat Bürgermeister Josef Niedermair bekannt gegeben: Zum 1. April zählte die Gemeinde Hallbergmoos exakt 11 938 Einwohner (mit Erstwohnsitz). „Jeden Monat kommen etwa 40 bis 50 Personen dazu. Wir werden heuer die 12 000er-Marke reißen.“
Eva Oestereich

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