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Mehr Verweilflächen, mehr Erreichbarkeit: Neues Konzept für Innenstadt und Gewerbe

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Flächen mit Aufenthaltsqualität, wie in der Tempo-20-Zone in der Schöngeisinger Straße, können die Attraktivität der Innenstadt steigern. ARCHI
Flächen mit Aufenthaltsqualität, wie in der Tempo-20-Zone in der Schöngeisinger Straße, können die Attraktivität der Innenstadt steigern. ARCHI © Peter WEBER

Mehr Verweilflächen und Aufenthaltsqualität, aber gleichzeitige Erreichbarkeit der Innenstadt: Das wünscht sich die Bevölkerung in und um Fürstenfeldbruck laut einer Analyse. Diesen Konflikt gilt es nun für die Stadt zu lösen.

Fürstenfeldbruck – Modegeschäfte, Supermärkte, Schreibwarenladen, Juweliere und viele mehr haben sich in Brucks Innenstadt angesiedelt. Aber nicht nur. Auch in der Buchenau oder in den Gewerbegebieten finden Bürger und Pendler Dinge für den alltäglichen Gebrauch. Was wo angesiedelt werden darf, ob Einzelhandel oder Gewerbe, das zeigt das neue Gewerbeflächenentwicklungskonzept, das die Stadtverwaltung Ende 2021 in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis wurde nun in der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vorgestellt.

Befragung

Für die Erstellung des Konzepts hat die beauftragte Firma CIMA Beratung und Management GmbH auch eine Befragung von 855 Personen, wohnhaft in Fürstenfeldbruck oder den umliegenden Kommunen, durchgeführt. Haushalte wurden zu ihrer Besuchshäufigkeit befragt, aber auch zu Themen wie Erreichbarkeit, Gastronomie, Kulturangebot und Einkaufsbereichen. Ein großer Konflikt, der sich dabei aus der Umfrage auftut: Die Menschen wünschen sich Aufenthaltsqualität in der Stadt, legen gleichzeitig aber großen Wert auf Anfahrbarkeit.

Nun liegt es bei der Stadt und dem Stadtrat, diese Zielkonflikte zu vereinbaren, sagte Projektleiter Jan Vorholt. „Dabei ist ein zentraler Punkt, dass man Diskussionen führt und diese auch aushält.“ Vorholt hatte zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Mahrenholz das Konzept der CIMA GmbH ausgearbeitet. Das Konzept gibt neben Wünschen und Anregungen der Befragten einen Überblick, wo in Bruck sich was entwickeln kann und darf.

Attraktivität in der Innenstadt

Attraktivität war auch das Stichwort in Richtung Innenstadt und dem Einzelhandel. „Das Thema Gastronomie wurde in einer Analyse selten so gut bewertet wie in Bruck“, sagte Vorholt. Doch: „Die Krisenzeiten sorgen bundesweit für erheblichen Konsumrückgang“, sagte der Diplom-Ingenieur. Der Besuchsgrund „Einzelhandel“ für Innenstädte sei für die Bevölkerung immer unwichtiger. „Der Grund Freizeitaktivitäten und Cafés wird dafür umso wichtiger“, sagte Vorholt. Auf Fürstenfeldbruck bezogen heißt das: „Da ansetzen, wo man die Schrauben drehen kann, und zwar bei der Aufenthaltsqualität.“

Ring-Shuttle?

Andreas Rothenberger (BBV) hakte nach, inwiefern die Stadt den Einzelhandel lenken kann. „Können wir steuern, wer sich wo niederlässt?“, wandte er sich an Stadtbaumeister Johannes Dachsel. Das vorgestellte Konzept sei hier ein Instrument, das der Verwaltung und den Stadträten an die Hand gegeben wird, antwortete Dachsel und nannte ein Beispiel: „Wenn jemand außerhalb der Buchenau und der Innenstadt ein Modegeschäft eröffnen möchte, dann ist das baurechtlich dort vielleicht möglich.“ Mit Blick auf das Konzept könnte die Stadt das allerdings ablehnen, und begründen, dass ein Geschäft außerhalb des Gebiets Innenstadt und Buchenau die Kaufkraft dort schwächen würde.

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Beim Thema Aufenthaltsqualität und Attraktivität setzt meist ein Eingriff in die verkehrliche Situation gleich, wie verkehrsberuhigte Zonen oder den Wegfall von Parkplätzen. So wurde in der Schöngeisinger Straße eine Tempo-20-Zone mit Aufenthaltscharakter geschaffen, gleichzeitig sind weitere Maßnahmen geplant.

„Woher kommen denn die Leute, die bei uns einkaufen?“, wandte sich Alexa Zierl (ÖDP) an Jan Vorholt. Das wäre interessant zu wissen, wenn man sich der Frage zu Parkplätzen, einem Ring-Shuttle oder Ähnlichem stellt.

Bis zu 40 Prozent des Umsatzes aus Umland

„Der Großteil des vor Ort erwirtschafteten Umsatzes kommt von Fürstenfeldbruckern“, sagte Vorholt. Aber ein nicht unerheblicher Teil, circa 30 bis 40 Prozent, komme aus dem Umland. „Eine gewisse Erreichbarkeit von außen muss also gewährleistet sein.“

Das alarmierte Thomas Brückner (Grüne): „Wir sollten auf keinen Fall der Versuchung erliegen, noch mehr Parkplätze in der Innenstadt auszuweisen.“ Man sollte vielmehr auf bauliche Maßnahmen zielen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.

Andreas Lohde (CSU) wiederum sprach sich für Verkehr in der Innenstadt aus: „Handel ist von jeher mit Frequenz verbunden.“ Man sollte deshalb Abstand davon nehmen, städtische Quartiere umzufunktionieren. „In diesen Bereichen sollte es weiter Frequenz geben“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Überhaupt sollte allen Verkehrsteilnehmern Raum gegeben werden „und, dass wir nicht versuchen ideologisch einige ausgrenzen“.

„Wir müssen nun schauen, wie wir diese Zielkonflikte bestmöglich lösen“, sagte Dachsel. Zunächst wird das einstimmig beschlossene Konzept dem Stadtrat-Gremium vorgelegt.

Das ist die Situation in den Gewerbegebieten

Die Ausgangslage in den Gewerbegebieten, wie beispielsweise an der Industriestraße in der Buchenau oder an der Hubertusstraße sei gut, berichtete Projektleiterin Kerstin Mahrenholz. Ziel sei es jetzt unter anderem, die bestehenden Gewerbegebiete zu profilieren und nachhaltig zu entwickeln. Das Problem: „Die Stadt hat kaum eigene Gewerbeflächen im Angebot“, sagte Mahrenholz. In der Industriestraße beispielsweise könne eine Entwicklung durch Umstrukturierung im Bestand geschehen oder aber durch Bauen in die Höhe. Im Gewerbegebiet zwischen der B 2 und B 471, sei eine Erweiterung der Fläche des Hagebaumarkts vorgesehen. „In diesem Gewerbegebiet lautet ein Entwicklungsziel, den Eingangspunkt zu Fürstenfeldbruck attraktiver zu gestalten.“

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