StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgStreit um den Ravensburger Wochenmarkt: Stadt sucht nach Kompromissen

Expertengruppe will Bürger hören

Streit um den Ravensburger Wochenmarkt: Stadt sucht nach Kompromissen

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Nach Pfingsten legt eine Expertengruppe los, um das Thema von allen Seiten zu beleuchten. Dabei ist auch die Meinung kritischer Wochenmarktbesucher gefragt.
Veröffentlicht:08.05.2023, 19:00

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In letzter Zeit hagelte es eine Menge Kritik daran, wie der einst beliebte Ravensburger Wochenmarkt sich verändert hat: Händler hatten das Handtuch geworfen — aus Personalnot, aber auch, weil sie sich von der Stadtverwaltung gegängelt fühlten. Bürger monierten, der Markt sei hässlich, zerstückelt und habe sein einst heimeliges Flair eingebüßt. All das hat die Stadtspitze offenbar wachgerüttelt: Ende März kündigte sie an, eine Expertengruppe solle das Thema Markt aufarbeiten. Damit wird nun Ernst gemacht. So geht’s jetzt weiter.

Wir wollen das Thema umfassend aufarbeiten,

hatte Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp versprochen.

Konkret bedeutet das: In einer Expertengruppe sollen rund 25 Betroffene mit ihren Anliegen Gehör finden, „raumgebend“ diskutieren und Veränderungsvorschläge erarbeiten. Die Stadtverwaltung will Impulse von außen aufnehmen und am Ende „von der Breite getragene Entscheidungen treffen“, verspricht der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Senghas.

Wirtschaftsförderer Senghas verspricht: „Wir gehen offen in den Dialog“

Abgesehen von Stadträten, Feuerwehr, Vertretern des städtischen Marktamtes und des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg lädt Senghas auch Händler und fünf Ravensburger Bürger in die Gruppe ein. Wer mitreden möchte, kann sein Interesse bis Mittwoch, 17. Mai, anmelden. Bei mehr als fünf Bewerbungen entscheidet das Los. Senghas versichert: „Wir wollen zuhören und gehen offen in den Dialog.“ Die Expertengruppe soll mindestens drei Mal zusammenkommen, um zunächst eine Bestandsaufnahme des momentanen Wochenmarktes zu machen und dann Spielräume für die Zukunft auszuloten.

Moderiert wird das Ganze von einem Profi: Dafür hat die Stadtverwaltung Christian Hörmann von der Cima Beratung + Management GmbH engagiert, die nach eigenen Angaben unter anderem auf Stadt– und Regionalentwicklung und Marketing im öffentlichen Sektor spezialisiert ist. Das erste Treffen wird nach den Pfingstferien angepeilt.

Stadt hat mit Zwängen zu kämpfen

Dabei will die Stadt freilich auch gewisse Zwänge rüber bringen, wie Senghas deutlich macht. Damit meint er etwa den Spagat zwischen dem Wunsch des Einzelhandels nach frei einsehbaren Schaufenstern — und demjenigen vieler Kunden nach enger angeordneten Marktständen. Auch die Außengastronomieflächen wolle man nach Möglichkeit nicht zustellen. Bei all dem benennt Senghas als Ziel der Expertengruppe, den Wochenmarkt „weiter in eine gute Zukunft zu führen“.

Bereits jetzt nimmt die Stadtverwaltung die anhaltende, massive Kritik am Samstagsmarkt offenbar ernst. Zumindest habe man unter anderem versucht, Kontakt zu der als „Blumenruth“ bekannten Ruth Hermann aufzunehmen, wie Senghas sagt. Wie die „Schwäbische Zeitung“ berichtete, hatte Hermann dem Markt nach 25 Jahren frustriert den Rücken gekehrt, als sämtliche Blumenhändler auf den Gespinstmarkt umziehen mussten.

Der ehemaliger Marktmeister ist wieder da

Außerdem ist zur Freude vieler Markthändler mit Sven Seidel der Marktmeister zurück, der diesen Job bereits von 2014 bis 2019 gemacht hat. Was Seidel zu diesem Schritt bewogen hat, dazu will sich Senghas im Detail nicht äußern.

Dass die Stände nur noch auf einer Seite der Marktstraße stehen, gefällt vielen Kunden nicht – sie vermissen das heimelige Flair des Wochenmarktes.
Dass die Stände nur noch auf einer Seite der Marktstraße stehen, gefällt vielen Kunden nicht – sie vermissen das heimelige Flair des Wochenmarktes. (Foto: Ruth Auchter-Stellmann )

Auch der beliebte Schmalegger Bäcker, dessen Wecken bis Ende vergangenen Jahres ein externer Anbieter auf dem Markt verkauft hatte, ist seit April wieder mit einem eigenen Verkaufswagen vertreten. Außer dem Imbiss „Balkan Bosna Soulfood“ und einzelnen Tagesbeschickern habe man 2023 wegen der vielen Baustellen in der Innenstadt bisher keine neuen Markthändler zugelassen, teilt Stadtmarketingleiterin Patricia della Monica auf SZ–Anfrage mit. Sobald die Baustellen fertig sind, sollen dann aber diverse Händler, die aktuell auf der Warteliste stehen und Wurst, italienische Spezialitäten oder Lederwaren im Gepäck haben, zum Zug kommen.


Bürger, die sich in der Expertengruppe einbringen wollen, können sich bis Mittwoch, 17. Mai, unter der Mailadresse [email protected] bewerben.