Regionaler Lieferservice: "Tante Marri bringt's!"
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Ökologisch und ökonomisch sinnvoll: Regionaler Lieferservice der kurzen Wege: "Tante Marri bringt's!" in Weißenburg-Gunzenhausen.

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Kurze Wege: der regionale Lieferdienst "Tante Marri bringt's!"

Waren online bestellen und von einem Lieferdienst bringen lassen – das ist nicht neu. Neu ist ein Konzept Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Dort wird Bestelltes vor Ort abgeholt und an Kunden ausgeliefert – ohne Umwege über Verteilzentren.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau Franken am .

"Tante Marri bringt's!" ist ein bislang einzigartiger Lieferdienst für die Region Weißenburg-Gunzenhausen. 18 Geschäftsleute haben sich in Weißenburg zusammengetan und einen regionalen Lieferdienst aus der Taufe gehoben. Die Idee dahinter: Den regionalen Handel stärken und sich auf das Einkaufsverhalten, das sich seit der Corona-Pandemie dramatisch verändert hat, einstellen.

Lieferservice der kurzen Wege: ökologisch und ökonomisch sinnvoll

Immer mehr Menschen haben das bequeme Online-Shoppen für sich entdeckt. Diesen Service anzubieten, war für viele eine logische Konsequenz, auch für Buchhändler Matthias Meyer. "Bislang haben wir mit den bekannten Versendern und Lieferdiensten zusammengearbeitet“, schildert der 53-Jährige. Doch Meyer ärgerte sich über die langen Wege, die eine Lieferung von seinem Buchhandel mitten in der Weißenburger Innenstadt etwa ins 25 Kilometer entfernte Solnhofen zurücklegen musste.

Er habe sich schon immer gedacht, es sei völlig unnötig, ein Päckchen über das Post-Verteilzentrum nach Nürnberg zu senden, schildert Meyer, um es dann wieder zurück in die Region zu schicken. Über das Tracking habe er genau verfolgen können, wie lange und wo die Ware unterwegs sei. Ein kürzerer regionaler Kreislauf wäre wünschenswert, schlussfolgerte der Buchhändler zusammen mit 17 weiteren Geschäftsleuten. Das sei sinnvoll – ökologisch und auch ökonomisch, erklärt Meyer im BR-Interview. So sei "Tante Marri bringt's!" geboren.

Schnell auf den Weg gebracht

"Tante Marri" – das ist eine Online-Plattform, ein regionaler Lieferdienst und ein Gutschein-Bezahl-System. Dieses Paket hat offenbar auch das Bayerische Finanzministerium überzeugt. Mit 90 Prozent Förderquote unterstützt das Ministerium das Vorhaben seit Mai 2022 in Teilen bis Ende dieses Jahres. Insgesamt sind das 297.000 Euro. Das Geld kommt aus dem "Heimat-Digital-Regional"-Topf – für das bislang einzigartige Projekt, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Finanzministeriums auf Anfrage.

Mit der finanziellen Rückendeckung wurde zunächst die Online-Plattform entwickelt, später das Projekt des regionalen Lieferdienstes in den Stadtmarketingvereinen der Region vorgestellt, erinnert sich Manuel Westphal (CSU), Landrat in Weißenburg-Gunzenhausen. Das sei Anfang November 2023 gewesen, und gut zwei Wochen später offiziell gestartet, so Westphal.

"Tante Marri bringt's!" – Konkurrenz zu den Großen?

Ein Gegenentwurf zu Amazon und DHL wolle "Tante Marri" sein, so der Landrat weiter. Vom Bauhandel bis zum Bäcker sollen die Geschäfte ihr Angebot auf der Online-Plattform sichtbar machen, eine schnelle und einfach Bestellung für Kunden ermöglichen, und eine Lieferung schon bis zum nächsten Tag leisten können.

Die Konditionen sind einfach und vergleichsweise günstig: Vier Euro kostet eine Lieferung. Manche Geschäfte übernehmen diese bei einem Mindestbellwert, so Buchhändler Matthias Meyer. Es brauche für seine Kalender, Bücher und Poster nun keine aufwändige Verpackung mehr, anders etwa als bei DHL. Die Bücher für eine Kundin am Stadtrand von Weißenburg steckt Meyer zusammen mit einem kleinen Kundengeschenk und Informationen zu Neuerscheinungen in eine Papiertasche, klebt die Lieferadresse auf. Wenig später nimmt der "Tante-Marri bringt's" -Fahrer die Ware mit auf seine Tour. "Der", so Meyer, "liefert mir heute auch gleich noch drei meiner Bestellungen, so ist das Fahrzeug auch sinnvoll ausgelastet." Und: Beinahe egal wie groß die Lieferung ist, geholt und gebracht wird alles, was weniger als 31 Kilo wiegt, wirbt das regionale Logistikunternehmen.

Lieferdienst auf eigenen Beinen

"'Tante Marri bringt's!' muss noch bekannter werden", so Landrat Markus Westpahl. "Der ökologische und ökonomische Nutzen für die Geschäftsleute vor Ort und die Kundschaft im Flächenlandkreis müssen herausgestellt werden." Dafür sorgten derzeit schon die Kommunen und Stadtmarketingvereine im Landkreis, so Westphal.

Seit dem Start vor zweieinhalb Monaten sind 86 Lieferungen über den regionalen Lieferdienst abgewickelt worden. Der CSU-Landrat gibt sich im BR-Interview optimistisch: Er sei davon überzeugt, dass der regionale Lieferdienst schon Ende des Jahres auf eigenen Beinen stehen und sich selbst tragen kann.

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