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„Kunst-Trasse“ soll Deutschland und Skandinavien verbinden

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Die Lichtinstallationen Gabriele Staarmanns zur Jacobsen-Ausstellung im Frühjahr 2022.
Die Lichtinstallationen Gabriele Staarmanns zur Jacobsen-Ausstellung im Frühjahr 2022. © GABRIELE STAARMAAN + NICOLAS SAUERBAUM/SHS VERANSTALTUNGSSERVICE

Der Fehmarnbelttunnel soll in Zukunft Deutschland mit Dänemark verbinden. Aber wie kann es gelingen, die beiden Grenzregionen zu einer Nachbarschaftsregion werden zu lassen? Dazu hat sich jetzt eine Beratungsagentur Gedanken gemacht.

In den Sitzungen des Dialogforums Feste Fehmarnbeltquerung geht es häufig um die Herausarbeitung der jeweiligen Betroffenheiten entlang der zu errichtenden Hinterlandanbindung und Antworten darauf zu finden, wie Beeinträchtigungen möglichst gering gehalten werden. Ökonomische und ökologische Aspekte stehen dabei im Vordergrund. Doch wie kann die Grenzregion – noch getrennt durch den Fehmarnbelt – zu einer Nachbarschaftsregion werden? 

Betroffene zu Beteiligten machen

Der Beantwortung dieser Frage ist die CIMA Beratung + Management GmbH nachgegangen. Uwe Mantik von der CIMA und die Künstlerin Gabriele Staarmann stellten im Forum erste Ideen vor, wie die Bevölkerung auf diesen Weg stärker eingebunden und mitgenommen werden kann. Es geht darum, „Betroffene zu Beteiligten zu machen“, wie es Uwe Mantik formulierte. Zielsetzung müsse es sein, Vorfreude auf die Inbetriebnahme des Tunnels zu erzeugen und Netzwerke zu schaffen, um Akteure beider Seiten in Kontakt zu bringen.

Mantik sieht zunächst einmal drei Handlungsfelder, in denen an bestehende Kooperationen oder Events angeknüpft und ein jährlich fortzuschreibender Masterplan entwickelt werden kann. Im Bereich Bildung und Wissenschaft sollten demnach bestehende Schulkooperationen oder auch die Zusammenarbeit der TH Lübeck mit dänischen Hochschulen ausgebaut werden.

Anknüpfungspunkte in der Rubrik Sport und Freizeit seien der 2018 eingeführte Beltcup (Fußball) oder auch die Handballdays in Lübeck, an denen zahlreiche skandinavische Teams teilnehmen.

Drittes Handlungsfeld: Kultur, Events und Veranstaltungen. Eine verbesserte Erreichbarkeit würde kulturelle Events unter Beteiligung beider Nationen fördern. Ferner könne eine markante „Kunst-Trasse“ entlang der Strecke zu einem identitätsstiftenden Merkmal der Region werden, ist Mantik überzeugt.

Kunstprojekte entlang der Trasse

Erste Ideen für ein Konzept stellte die Hamburger Künstlerin Gabriele Staarmann den Sitzungsteilnehmern vor. So kann sie sich vorstellen, Kunstprojekte – aufgereiht wie Perlen – entlang der Trasse entstehen zu lassen, beispielsweise an Ortseinfahrten, Bahnhöfen oder Lärmschutzwänden. Grenzüberschreitende Verbindung knüpfen könne man beispielsweise über Architektur und Design, so Staarmann. Fehmarn spielt dabei eine zentrale Rolle. So sieht sie in der Architektur Arne Jacobsens einen idealen Anknüpfungspunkt, die Grenzregion auf der Achse Kopenhagen-Hamburg noch näher zusammenzubringen. So hat der gebürtige Kopenhagener Jacobsen in seiner Geburtsstadt unter anderem das Gebäude der Dänischen Nationalbank entworfen, in Hamburg die ehemalige Vattenfallzentrale und auf Fehmarn zahlreiche Gebäudekomplexe in Burgtiefe, darunter die unter Denkmalschutz stehenden IFA-Türme.

Wir werden nie zusammenkommen, wenn der Otto Normalverbraucher 70 Euro für eine Durch- oder Überfahrt bezahlen muss.

Jörg Weber (SPD), Bürgermeister von Fehmarn

Im Zuge der mehrmonatigen Jacobsen-Ausstellung in Burgtiefe 2022 hatten die Lichtinstallationen Gabriele Staarmanns weit über die Region hinaus für großes Aufsehen gesorgt. Kunst und Kultur als verbindendes Element, darauf liegt die Hoffnung Staarmanns, das Zusammenwachsen der  Beltregion zu forcieren.

Herausforderungen, die es dabei zu bewältigen gilt, sieht Uwe Mantik unter anderem in der Sprachbarriere, den Kosten einer Querung, die für Ortsansässige reduziert werden sollten, aber auch in der Schaffung einer Koordinationsorganisation für die grenzüberschreitenden Projekte sowie deren ausreichende finanzielle Ausstattung. Hier könnten Regional- sowie Interregprogramme helfen.

Hohe Maut als Barriere für das Zusammenkommen?

Hinsichtlich der Kosten für eine Tunnelnutzung für den Einzelnen sagte Bürgermeister Jörg Weber: „Wir werden nie zusammenkommen, wenn der Otto Normalverbraucher 70 Euro für eine Durch- oder Überfahrt bezahlen muss.“ Zusätzlich sei ein grenzüberschreitenden ÖPNV notwendig, „wo die Züge auch fahren“. 

Das Dialogforum kam abschließend überein, die Thematik vor allem mit der Landesregierung zu vertiefen und in einer der nächsten Sitzungen darüber zu berichten.

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