StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgHundebesitzern drohen auf Ravensburger Wochenmarkt 1000 Euro Strafe

Neue Marktordnung

Hundebesitzern drohen auf Ravensburger Wochenmarkt 1000 Euro Strafe

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Die Stadt macht ernst und erlässt nach anhaltender Kritik eine neue Marktordnung. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Geldbuße von bis zu 1000 Euro. Auch Müll ist ein Thema.
Veröffentlicht:06.12.2023, 15:00

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Nun ist es offiziell: Am immer wieder kritisierten Ravensburger Wochenmarkt wird einiges korrigiert - und das Ganze wird in der städtischen Marktordnung festgeschrieben. Dafür hat sich jetzt der Wirtschafts- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats ausgesprochen. Kommenden Montag soll der Gemeinderat endgültig darüber entscheiden. Die Folge: Für Hundebesitzer oder Fahrradfahrer, die sich nicht an die Regeln halten, kann es künftig richtig teuer werden.

Zunächst räumte Erster Bürgermeister Simon Blümcke in der Sitzung am Montag ein: Das ständige Hin- und Hergeschiebe der Marktstände zuerst wegen Corona und dann wegen der unzähligen Baustellen in der Innenstadt „haben dem Kulturgut Wochenmarkt wirklich geschadet – diese Unruhe sitzt noch in den Knochen“. Doch die Stadtverwaltung hat reagiert und sich mit Beschickern, Bürgern, der Feuerwehr und einem Fachmann zusammengesetzt, um das Thema von allen Seiten durchzudiskutieren.

Am Ende kamen laut Moderator Christian Hörmann von der Beratungsfirma Cima eine Reihe guter Kompromisse heraus: Auf der momentan verwaisten Seite der Marktstraße dürfen künftig zumindest wieder kleinere Stände stehen, die schnell weggepackt sind. Denn die Feuerwehr muss überall durchkommen und ihre Drehleiter ausfahren können. Außerdem dürfen Händler, die das wollen, umziehen: Blumenverkäufer werden beispielsweise nicht dazu verdonnert, auf Teufel komm raus auf dem Gespinstmarkt zu stehen, den die Stadt jüngst als Blumenmarkt konzipiert hatte. Das bedeutet: Die frühere, von vielen vermisste Durchmischung der Stände kehrt zurück.

Der Markt ist vor allem für die Einheimischen da

Es bedeutet außerdem: Das ebenfalls von der Stadtverwaltung zeitweise ausgegebene Ziel, Touristen auf den Wochenmarkt zu locken, rückt sehr weit nach hinten. „Der Markt ist in erster Linie eine Einkaufsmöglichkeit für die Einheimischen“, stellt Hörmann klar. All diese Dinge sind künftig nicht nur in der Marktordnung fixiert, sie sollen auch weiterhin mindestens einmal pro Jahr mit den Markthändlern besprochen werden, wie Blümcke verspricht.

Wer gegen bestimmte Vorgaben verstößt, wird zunächst zwar immer noch freundlich vom städtischen Vollzugsdienst angesprochen. Doch wenn der Hundebesitzer mit seinem Tier über den Markt schlendert, wo es womöglich Obst oder Gemüse abschleckt, gilt das nun als Ordnungswidrigkeit. Und kann mit einer Geldbuße bis zu 1000 Euro bestraft werden. Dasselbe kann auch Leuten blühen, die ihren Drahtesel nicht (wie erlaubt) übers Marktgelände schieben, sondern durch die Markt- oder Kirchstraße radeln. Das dauerhafte Abstellen von Fahrrädern ist auf dem Wochenmarkt ebenfalls explizit verboten.

In Sachen Müll wird die Stadt rigoroser

Auch in Sachen Müll wird Ravensburg rigoroser: „Da müssen wir besser werden“, gab Blümcke die Devise aus. Doch mit mehr Mülleimern sei es nicht getan. Laut neuer Marktordnung sind nun pfandpflichtige, wiederverwertbare Behälter für Currywurst oder Kässpätzle vorgeschrieben. Das schmeckte CDU-Stadtrat Rudolf Hämmerle nicht so recht: Ob man denn auch Becher aus Bambus nutzen könne? Nein, denn die seien zwar biologisch abbaubar, aber eben Restmüll. Und „wir wollen Müll vermeiden“, erwiderte Blümcke darauf.

Ulrich Höflacher von den Bürgern für Ravensburg (BfR) ist es wichtig, „dass wir die Beschicker tunlichst pflegen“: Die Stadt solle sicherstellen, dass sie den Markt gut befahren können. Schließlich sei ein Markt nur so gut wie sein Angebot. Im Übrigen ist Höflacher, der den 1152 erstmals erwähnten Ravensburger Wochenmarkt für eine „kulturelle Institution vom Feinsten“ hält, der Ansicht: „Je mehr Wohlfühlgedränge dort herrscht, umso besser.“

Engler lobt die Stadt: Betroffene zu Beteiligten gemacht

Rolf Engler (CDU) hält den Ravensburger Samstagsmarkt nach wie vor für interessant: Er sei nicht nur eine Einkaufsmeile, sondern ein Treffpunkt. Darum ist Engler froh, dass Feuerwehrkommandant Kai Willach sich in Sachen Sicherheit flexibel gezeigt habe. Für die Stadtverwaltung gab’s Lob dafür, dass sie die Beschwerden von Händlern und Kunden ernst genommen und die Betroffenen zu Beteiligten gemacht habe. Auch SPD-Rätin Heike Engelhardt war angetan von dieser Bürgerbeteiligung und der Art, „wie die Stadt mit Kritik und Anregungen umgeht“.

Özan Önder (Grüne) findet: „Unser Markt ist toll, wenn auch nicht alles gut gelaufen ist“ und sieht die etwas angeschlagene Institution ebenso wie Oliver Schneider von der FDP auf dem Weg der Besserung. Experte Hörmann bestätigt das. Er hat nicht nur die Erfahrung gemacht, dass Wochenmärkte landauf landab ein emotionales Thema sind. Hörmann hegt auch keinen Zweifel daran, dass Kunden aus dem Umland sich durch die zeitweilige Unruhe womöglich vom samstäglichen Marktbesuch abhalten lassen. Denn das bunt gemischte Angebot sei so gut, dass man dort „auf jeden Fall etwas findet“. Das gelte im Übrigen auch für den Ravensburger Einzelhandel.